Die Fundvogel-Saison hat begonnen …

Text: Andrea Schwarz

 

Liebe Vogelfreunde und -freundinnen,

 

Jedes Jahr gegen Ende April geht es los: Immer mehr Menschen melden sich bei uns, weil sie einen Vogel gefunden haben und dann nicht wissen, was sie tun sollen. In den allermeisten Fällen handelt es sich dabei um Jungvögel.

Bevor Sie den Vogel mitnehmen, bedenken Sie bitte, dass nicht alle jungen Vögel Hilfe brauchen. Alle Singvögel machen nach dem Verlassen des Nestes eine sogenannte Ästlingsphase durch. In dieser Zeit werden sie immer noch intensiv von den Elternvögeln betreut, das heißt gefüttert und angeleitet, selbst Futter finden. Diese Zeit ist für die Jungvögel extrem wichtig, da sie während dieser ein bis zwei Wochen alles lernen, was sie später zum Überleben brauchen. Auch wenn viele junge Singvögel zu Beginn dieser Ästlingszeit noch kaum oder gar nicht fliegen können, gibt es keinen Grund, sie aus der Natur zu entnehmen, wenn die Elternvögel in der Nähe sind.

 

Wann sollte ein Vogel geborgen werden:

  • Wenn es sich um verletzte Tiere handelt, beispielsweise nach einem Kollisionsunfall oder verursacht durch einen Sturz (Beinbrüche, Hämatome oder ein Luftsackriss sind häufige Verletzungen).
  • Wenn nach ein bis zwei Stunden Beobachtungszeit kein Altvogel auftaucht.
  • Wenn es sich um einen unbefiederten Jungvogel handelt. Flügge Jngvögel in der Ästlingsphase sind immer voll befiedert, auch wenn vor allem das Großgefieder noch nicht die volle Länge erreicht hat. Wenn sie einen nackten oder halbnackten Vogel (Hülsen an den Federn) finden und kein Nest in der Nähe zu sehen ist, bringen Sie den Vogel bitte in Sicherheit und sorgen Sie dafür, dass er nicht auskühlt: Wärmflasche, PET-Flasche, Tetrapack oder Einweghandschuh mit warmem (nicht heißem!) Wasser füllen, mit einem Tuch einhüllen  und neben den Vogel legen. Wenn Sie wissen, wo sich das Nest der Vögel befindet und dieses noch intakt ist, können Sie den Kleinen auch wieder dorthin zurücksetzen (Vögeln macht es nichts aus, wenn Nest oder Junges von Menschen angefasst wurden). Dies ist natürlich nur sinnvoll, wenn der Vogel unverletzt ist.
  • In Notsituationen: Nester können zerstört werden, die Elternvögel können umkommen oder das Nest ist unerreichbar. Sitzt ein Jungvogel an einem für ihn gefährlichen Ort (Gefahr durch Straßenverkehr, viele Menschen, Haustiere), setzen Sie den Vogel am besten erstmal in der Nähe an einen sicheren Platz, z.B. ein Gebüsch und beobachten Sie, ob Elterntiere in der Nähe sind.
  • Wenn Sie einen Segler (Mauer- oder Alpensegler) finden. Segler am Boden sind immer ein akuter Notfall und sollten schnellstmöglich geborgen werden. Entgegen der landläufigen Meinung, dass Segler nicht vom Boden starten können, sind sie dazu durchaus in der Lage, wenn sie gesund und fit sind.
  • Wenn Sie eine junge Mehl- oder Rauchschwalbe gefunden haben. Auch diese Vögel benötigen fast immer Hilfe, wenn sie sich am Boden aufhalten.
  • Wenn der Vogel Kontakt mit einer Katze hatte. Katzen sind leider ein großes Problem, vor allem für die jungen Vögel, die noch nicht gut fliegen können. Vögel, die Kontakt mit Katzen hatten (auch wenn sie unverletzt aussehen/wirken), sollten immer mit einem Antibiotikum behandelt werden, da gefährliche Keime selbst durch kleinste Kratzer in der Haut eindringen und lebensgefährliche Infektionen auslösen können.

Pflegestelle NABU Offenburg: Welche Vögel übernommen werden können

Gleich vorweg: Bitte sehen Sie davon ab, unsere Vorstandmitglieder anzurufen, wenn Sie einen Vogel gefunden haben. Manchmal erhalten sie im Sommer zig Anrufe pro Tag, bei denen es um dieses Thema geht. Das ist eine enorme Mehrbelastung, und sie können auch immer nur meine Kontaktdaten weitergeben. Benutzen Sie die E-Mail-Adresse fundvogel(at)nabu-offenburg.de. Ich melde mich immer, so schnell ich kann.

  • Kleine Singvögel, wie Spatzen, Amseln, Meisen, Distelfink, Buchfink etc.
  • Segler: Mauersegler und Alpensegler.
    Die Pflege und Betreuung von Seglern in aufwändig und benötigt einiges an Wissen. Dementsprechend gibt es weit weniger Pflegestellen für Segler als für andere Vögel. Als von der Mauerseglerklinik in Frankfurt registrierte Pflegestelle liegt mein Schwerpunkt daher auf der Versorgung gestrandeter Segler. Das bedeutet auch, dass ich mich ab Mitte Juni bis Ende Juli auf Segler konzentriere und in dieser Zeit auch keine anderen Vögel aufnehme.
    In diesem Flyer habe ich wichtige Informationen zur Erstversorgung von Seglern zusammengestellt.

Wenden Sie sich an mich bitte unter fundvogel(at)nabu-offenburg.de

 

 

Ansprechpartner für Vögel, die vom NABU Offenburg nicht betreut werden können:

  • Wenn Sie Rabenvögel (Krähen, Eichelhäher, Elstern) finden, wenden Sie sich bitte an Sandra Manier.
  • Wenn Sie eine Schwalbe gefunden haben, bitte ebenfalls Sandra Manier kontaktieren.
  • Tauben und Greifvögel (nach Absprache) nimmt Sarah Tretter auf.
  • Auch Achim Klumpp ist Ansprechpartner für Greifvögel.

Bitte haben Sie Verständnis, dass ich keine Säugetiere betreuen kann. Ebenso kann es sein, dass ich im Laufe der Saison keine Kapazitäten für weitere Fundvögel habe.

Wenn Sie Probleme haben, ihren Fundvogel unterzubringen, wenden Sie sich bitte an wildvogelhilfe.org.