Ornithologische Mitteilungen Jahrgang 75 • 2024 • Nr. 3/4: 59 – 74
Artikel von Martin Boschert, Alessandra Basso, Florian Oertel, Dieter Peter und Manfred Weber
Zusammenfassung:
In dieser Arbeit werden die vorliegenden verfügbaren, vorwiegend nicht-systematisch erhobenen Erkenntnisse über Brutvorkommen des Schwarzmilans in der mittelbadischen Oberrheinebene von der Schutter-Niederung bei Offenburg, Landkreis Ortenaukreis (OG), etwa einer Linie von Schwanau OG nach Friesenheim OG im Süden nordwärts bis zur Murgmündung nordwestlich von Steinmauern, Landkreis Rastatt (RA), einschließlich der Vorbergzone mit Schwerpunkt seit 2010 zusammengestellt. Ferner wird, soweit möglich, auf die Bestandssituation in den Jahren davor eingegangen.
Nach Zusammenstellung der vorliegenden Daten seit den 2010er Jahren ist von einem Bestand im hier betrachteten Raum von geschätzten 120 bis 170 Paaren auszugehen gegenüber einem Bestand von knapp 20 Paaren um 1982. Für den Zeitraum zwischen 1970 und 1999 werden 38 Brutplätze kartographisch dargestellt. Wird nach diesem Muster verfahren, so sind von 2010 bis 2024 mindestens 162 Brutplätze im in dieser Arbeit betrachteten Raum bekannt geworden, 119 davon am südbadischen Oberrhein, wobei 79 % auf Brutnachweisen basieren.
Insgesamt ist eine deutliche Zunahme des Schwarzmilan-Bestandes, aber auch eine Arealauffüllung festzustellen. In der Oberrheinniederung blieb der Bestand weitgehend gleich bzw. stieg etwas an, in den Niederungen der Rhein-Nebenflüsse war eine deutliche Zunahme und eine Neubesiedlung vieler Wälder, aber auch des Offenlands festzustellen. Aktuell zeichnet sich eine zunehmende Besiedlung der Vorbergzone ab. Gleichzeitig dringt der Schwarzmilan in die Schwarzwaldtäler vor.
Sehr wahrscheinlich führte eine Mischung verschiedener Faktoren zu einer Arealauffüllung innerhalb des oberrheinischen Verbreitungsbereiches zu der Bestandszunahme: A) Lebensraum verbessernde Maßnahmen für Wiesenvögel, von denen der Schwarzmilan profitiert, B) Veränderungen in der landwirtschaftlichen Nutzung, neben großflächigem Maisanbau besonders die Ausbreitung und Zunahme der Silageflächen, und C) vor allem aber eine Änderung des Verhaltens bei der Nahrungssuche mit der Erweiterung des Lebensraums, u. a. Erschließung von Ackerflächen, und damit in der Folge der Erschließung neuer Gebiete bis hin zur Vorbergzone.
Ornithol. Jh. Bad.-Württ, Band 37, Heft 1/2, 2021
Artikel von Martin Boschert und Manfred Weber
Zusammenfassung:
Der Rotmilan (Milvus milvus) galt bisher in der badischen Oberrheinebene als alljährlicher, aber seltener Brutvogel. Diese Arbeit fasst die nicht-systematisch gewonnenen und verfügbaren
Erkenntnisse über Brutvorkommen des Rotmilans in der badischen Oberrheinebene von der Freiburger Bucht (FR) im Süden nach Norden bis ungefähr Karlsruhe, Landkreis Karlsruhe (KA), seit 2010
zusammen. Ferner wird, soweit möglich, auf die Bestandssituation in den Jahren davor eingegangen. Insgesamt kann in der badischen Oberrheinebene von einem Bestand in einer Größenordnung von 27
bis 32 Paaren ausgegangen werden. Hinzu kommt ein Bestand entlang der Vorbergzone von 25 bis 29 Paaren. Dies bedeutet, dass in der badischen Oberrheinebene inklusive des Vorbergzonenrandes von
der Freiburger Bucht bis südlich von Karlsruhe von einem Brutbestand von derzeit 50 bis 60 Paaren ausgegangen werden kann. Aufgrund fehlender flächendeckender Erfassung ist jedoch in der
Oberrheinebene mit einem höheren Bestand von 30 bis 35 und in der Vorbergzone von 30 bis 35 Paaren zu rechnen und damit zusammen von 60 bis 70 Paaren.
Die offensichtliche Zunahme der Bestände am süd- und mittelbadischen Oberrhein steht sehr wahrscheinlich in Zusammenhang mit der relativ jungen, noch nicht abgeschlossenen Entwicklung der
Besiedlung (Zunahme und Arealauffüllung) vor allem der Schwarzwaldtäler, aber auch der Höhenlagen. In beiden Fällen dürfte die Intensivierung von Grünland, vor allem häufigere Schnitte
(Silagenutzung) und damit eine zumindest kurzfristig verbesserte Nahrungserreichbarkeit, bei der Ausbreitung bzw. bei der Zunahme eine Rolle spielen.
Naturschutz südl. Oberrhein 10 (2019): S48–52
Artikel von Manfred Weber
Zusammenfassung:
In Oberkirch-Stadelhofen (Ortenaukreis, Baden-Winttemberg) brüteten früher nur ein bis zwei Paare des Mauerseglers an der katholischen Kirche. Seit 2004 versuchte ich, Mauersegler in selbstgebauten Nistkästen an meinem Wohnhaus in etwa 400 m Entfernung von der Kirche anzusiedeln. Erst als ich 2010 anfing, eine Klangattrappe mit den Antwortrufen des Mauerseglers bei den Kästen abzuspielen, bezog ein Paar einen Kasten und brütete dort 2011 erstmals. Bis 2019 entwickelte sich eine Kolonie von 20 erfolgreich brütenden Paaren. Auch an der Kirche und an zwei weiteren Gebäuden des Ortes konnten in den letzten Jahren einige weitere Paare angesiedelt werden. – Renovierte oder neu gebaute Häuser bieten Mauerseglern heutzutage kaum mehr Brutplätze, sodass auch am südlichen Oberhein starke Bestandsverluste eingetreten sind. Ähnlich wie in Stadelhofen könnten Neuansiedlungen in Nistkästen dem Mangel abhelfen.
Naturschutz südl. Oberrhein 6 (2011): S43–49
Artikel von Manfred Weber
Zusammenfassung:
Nach ersten Bruten des Wiedehopfes (Upupa epops) in der Vorbergzone des nördlichen Ortenaukreises im Jahr 2007 in Höhlen alter Obstbäume wurden hier in den nächsten Jahren über 60 spezielle Wiedehopf-Nistkästen und dazu 14 Niströhren für den Steinkauz (Athene noctua) montiert, in denen auch der Wiedehopf öfters brütete. Der Wiedehopf-Bestand stieg sehr rasch auf 16 Reviere im Jahr 2009 und 23 Reviere im folgenden Jahr. Die Siedlungsdichte erreichte mit 23 Revieren/17,3 qkm einen hohen Wert. Im Untersuchungsgebiet wird fast flächendeckend Obstbau mit Kern-, Stein- und Beerenobst betrieben. Die Grasflächen unter den Bäumen und Sträuchern werden niedrig gehalten und bieten so dem Wiedehopf günstige Nahrungshabitate.
Naturschutz südl. Oberrhein 9 (2018): S195–204
Artikel von Manfred Weber
Zusammenfassung:
In der westlichen Vorbergzone des nördlichen Ortenaukreises führte ich seit dem Jahr 2008 ehrenamtlich ein Artenschutzprojekt für den Wiedehopf durch. Dazu wurden zwischen 2008 und 2018 100 künstliche Nisthilfen angefertigt, installiert und betreut. In der Folge stieg die Zahl der Reviere des Wiedehopfs stark an. Im Kerngebiet zwischen den kleinen Städten Oberkirch, Achern und Renchen erreichte die Siedlungsdichte hohe Werte von bis zu 55 Revieren/ca. 25 qkm. Kleine Ansiedlungen entstanden außerdem westlich von Oberkirch sowie nördlich von Achern. Brutverluste gingen nach den Anfangsjahren deutlich zurück und hatten in den letzten drei Jahren noch einen Anteil von 7 % aller begonnenen Bruten. Im Jahr 2015 brütete ein Wiedehopf im Gebiet erfolgreich, der 2013 im Schweizer Kanton Wallis nestjung beringt worden war.